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KulturGlobal

Salman Rushdie: Neues Buch "Knife" handelt von Messerattacke

Silke Wünsch
15. April 2024

Im August 2022 wurde der Schriftsteller Salman Rushdie bei einem Attentat in den USA schwer verletzt. Nun hat er den Angriff in seinem Essay "Knife. Gedanken nach einem Mordversuch" verarbeitet.

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Rushdie spricht bei einer Preisverleihung in Mikrofone.
Oktober 2023: Salman Rushdie erhält den Friedenspreis des Deutschen BuchhandelsBild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Nach der Fatwa, einem islamischen Todesurteil, das vor über 30 Jahren über ihn verhängt worden war, ging Salman Rushdie in den Untergrund, doch schweigen wollte er nie. In seiner Wahlheimat, den USA, fühlte er sich sicher, doch der 12. August 2022 zeigte, dass die vermeintliche Sicherheit eine Fehleinschätzung war - und der jahrelange Hass auf ihn offenbar nicht nachgelassen hat.

Ein damals 24-jähriger Attentäter griff Rushdie bei einer Literaturveranstaltung im US-Bundesstaat New York mit einem Messer an und verletzte ihn schwer. Damals sagte Rushdie in einem Interview mit der "Zeit", er habe enormes Glück gehabt. "Hätte mich der Angreifer an anderen Stellen des Körpers getroffen, meine Geschichte wäre beendet." Der 76-jährige Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels kämpft bis heute mit den Folgen: Er ist auf einem Auge blind und kann eine Hand nicht mehr bewegen.

Rushdie: "Meine Antwort auf Gewalt ist Kunst"

In mehr als 15 Ländern erscheint nun das Buch "Knife. Gedanken nach einem Mordversuch". Das Buch sei seine Art, "das, was geschehen ist, in den Griff zu bekommen und auf Gewalt mit Kunst zu antworten", erklärte Rushdie in einer Mittelung seines Verlags Penguin Random House. Der Verlag schreibt weiter: "Rushdie hält seinem Angreifer das schärfste Schwert entgegen: Er verarbeitet diese unvorstellbare Tat (…) zu einer Geschichte über Angst, Dankbarkeit und den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung."

Rushdie hatte über sein Vorhaben, ein Buch über den Angriff zu schreiben, bereits im Februar 2023 mit dem US-Magazin "The New Yorker" gesprochen. Die Geschichte habe er allerdings in der ersten Person schreiben wollen. "Wenn jemand mit einem Messer in dich hineinsticht, dann ist das eine Ich-Geschichte." Es sei nicht das einfachste Buch auf der Welt, aber er müsse es schreiben und sich mit dem Anschlag auseinandersetzen, damit er sich wieder anderem zuwenden könne. "Ich kann nicht einfach einen Roman schreiben, der nichts damit zu tun hat," sagte er in dem langen Interview. So ähnlich sei es ihm auch in den Jahren direkt nach der Fatwa gegangen.

Bis heute wurde die Fatwa nicht zurückgenommen

Diese war im Februar 1989 als Reaktion auf das Buch "Die Satanischen Verse" vom damaligen obersten Glaubenshüter des Islam, Ajatollah Ruhollah Chomeini aus dem Iran ausgesprochen worden. Er verhängte damit das Todesurteil über Rushdie und alle, die an der Veröffentlichung des Buches beteiligt waren. Seitdem läuft der Schriftsteller ständig Gefahr, von islamistischen Extremisten angegriffen zu werden - bis heute.Doch der Furcht wollte Rushdie nie einen großen Raum geben.

Zwei Männer, Anwalt und Mandant, diskutieren miteinander.
Der Anwalt Nathaniel Barone berät seinen Mandanten, den mutmaßlichen Attentäter Hadi MatarBild: Gene J. Puskar/AP/picture alliance

Der Attentäter vom August 2022 hatte bei der Kulturveranstaltung ein leichtes Spiel, denn Sicherheitsvorkehrungen waren so gut wie nicht vorhanden. Der Angreifer konnte im Anschluss überwältigt und verhaftet werden. Die Anklage wegen versuchten Mordes weist der mutmaßliche Täter zurück und bekennt sich nicht schuldig. Der Prozess gegen ihn hätte bereits im Januar 2024 beginnen sollen. Doch die Verteidigung hatte erklärt, ihr Mandant habe das Recht, das Buchmanuskript als potenzielles Beweismittel einzusehen. Ein neuer Termin für den Prozessbeginn ist noch nicht bekannt.

Nachdem im April 2023 sein letzter Roman "Victory City" erschienen war, ist "Knife" nun das sechzehnte Buch von Salman Rushdie. Es erscheint am 16. April 2024.